Sonntag, 19. November 2017

Weather Report- Sweetnighter


CBS ‎– S 65532     1973


Im Potpourri der bunten Jazzrock-Melodeien folgt nun ein weiteres Highlight: Weather Reports monumentales Werk "Sweetnighter". Es kann nicht mehr sein als der feuchte Traum eines jeden Jazzrock Liebhabers, es ist aber auch ein hanseatisches Album in punkto Understatement und Ausgewogenheit. Genug der Lobeshymnen. Die Platte ist sehr percussiv; zwei Drummer und zwei Percussionisten im Aufgebot lassen daran keinen Zweifel. Der Rest ist Geschichte: Miroslav Vitous, Jo Zawinul und Wayne Shorter. Der detailreiche Soundvorhang wird Zusammengehalten von Bassist Andrew White. Insgesamt eine tolle Scheibe, hervorzuheben sind meinerseits zwei Songs:
"125th Street Congress" und "Will". Das erste ein flotter midtempo Song zum Schwofen, mit einem herrlich, monotonen Schlagzeug und darüber bestes zawinuleskes Soundgewaber. Der zweite ein zart eingespieltes Ambientleckerli aus tausend trommeln und weichen Melodien. 
Die Platte ist 1973 erschienen und fährt klanglich ein bisschen Trittbrett auf der Luxus-Lokomotive von Miles Davis` Bitches Brew. Nichtsdestotrotz ist es ein künstlerisch eigenständiges Werk mit viel Verve.
Die Platte gehört in jede aufgeräumte Jazzrocksammlung und ist am Kanal auf dem Dorfflohmarkt in Torfmoorholm für 3€ zu haben und beim Händler für 10-15€.







Sonntag, 5. November 2017

Mahavishnu Orchestra feat. John Mclaughlin- Inner Worlds

Mahavishnu Orchestra feat. John Mclaughlin 


Inner Worlds 


CBS 69216    1976

Um von der vorherig, besprochenen LP einen sauberen Übergang hinzubekommen, stelle ich nun Inner Worlds vom Mahavishnu Orchestra vor. Bandleader und Gründer des Orchesters war John Mclaughlin, der auch auf dieser 6. Lp des Orchesters die meisten Stücke komponiert hat. Dass die Band sich "Orchester" nennt ist eigentlich ein Witz, da es nur aus vier Musikern besteht. Allerdings ist der Sound zum Teil so bombastisch, dass man glaubt es seien nicht vier sondern 20 Musiker am Werke. 
Leider hat John Mclaughlin hier schon die große Vielfalt verschiedenster Gitarreneffektgeräte kennengelernt, weshalb, aufgrund fehlender Konstanz im Sound, dieser Platte leider der rote Faden fehlt. Nichtsdestotrotz sind auf dieser Platte einige Highlights zu vermelden: Miles out, Lotus Feet und Planetary Citizen. Letzteres enthält einen Part, den Massive Attack gesampelt hat. Desweiteren ist Miles Out ein Stück, dass tatsächlich in die Ära von Miles Davis`Bitches Brew Phase passen könnte und wie der Titel schon sagt ein Abschied von jener bedeuten soll. Der Song lebt hauptsächlich von dem unglaublich aufspielenden Schlagzeuger Narada Michael Walden.
Lotus Feet ist ein nettes, indisch angehauchtes, Kleinod, das einfach nur schön anzuhören ist. 
Negativ hervorzuheben sind auf der Platte, neben den schlecht ausgewählten Gitarreneffekten, leider auch die Gesangseinlagen zweier Songs, die sehr pathetisch und kitschig daher kommen.
Das Cover kann man auch kontrovers betrachten und wäre austauschbar mit einem Cover von Schnulzensänger Barry Manilow. Naja, vielleicht war das Marketing und es sollten mit dem Cover das weibliche Geschlecht als neue Käufergruppe hinzu gewonnen werden.
Aufgrund der drei erwähnten Songs gehört die Platte aber in jede gut sortierte Jazzrock Sammlung. Und bevor ich es vergesse: John Mclaughlin zählt, trotz der schlecht ausgewählten Gitarren-Sounds auf dieser Platte, zu meinen absoluten Gitarren Heros.
Das Cover der vorliegenden Platte ist leider nicht mehr tadellos, dafür, und das ist umso wichtiger, ist die Platte unverkratzt.
Zu finden ist die Platte beim Händler für 10€ und am Kanal auf dem Dorfflohmarkt in Torfmoorholm mit ein bisschen Glück auch für 2€ (dann aber unbedingt zugreifen!)








Dienstag, 31. Oktober 2017

Miles Davis Live Evil CBS 67219

Miles Davis 

Live Evil 

1971 CBS 67219

Hi, 
hin und wieder ist es Zeit für den Großmeister. Heute mal mit Live Evil von 1971. Die vorliegende Doppel-LP im schicken, aber leider leicht ramponierten, Gatefold Cover ist ein Jahr später erschienen sprich 1972. Lt. Cover hat sie die Produktionsnummer 67219, die Platten weisen aber die Produktionsnummer S-64575 bzw. S-64576 auf. Vielleicht ein Fehldruck, quasi eine blaue Mauritius; für eine Millionen € würde ich das gute Stück denn auch abgeben können.
Diese Platte ist in Miles Davis Jazzrock-Free-Fusion-Phase, kurz nach dem Erscheinen von Bitches Brew, entstanden, zumindest ist das Musikalische schwer einzuordnen. Man kann sich darauf einigen, dass sich hier eine Heerschar illustrer Jazzer, das who ist who der damaligen Zeit, zu einer Jazzorgie zusammengefunden haben und sich und den Zuhörer um den Verstand spielen. Wer es melodisch mag, ist fehl am Platz. Wer den reinen Rhythmus mag, kommt voll auf seine Kosten. Nur um ein paar Namen zu nennen:
John Mclaughlin, Dave Holland, Herbie Hancock, Joe Zawinul, Chic Corea, Dave Holland, Jack Dejohnette, Wayne Shorter etc, etc, geben sich hier die Klinke in die Hand. In ähnlicher Formation hat Miles ein Jahr zuvor auf dem Isle of Wight Festival die Menge gejazzt, auf Youtube gibts tolle Videos vom Auftritt. 
Leider ist das Cover meiner Platte in einem erbärmlichen Zustand, die Platten an sich sind aber nahezu unverkratzt und in einem neuwertigen Zustand.
Die Platte ist, wie fast alles von Miles Davis absolut zu empfehlen und beim Händler in diesem Zustand für 20-30€ zu finden. Auf dem Dorfflohmarkt in Torfmoorholm vielleicht auch für einen 10er.


  

Dienstag, 17. Oktober 2017

Jan Garbarek -Eventyr


ECM 1200,  1981



Nach etwas längerer Schaffenspause melde ich mich mit kleinen Pauken und kleinen Trompeten zurück an der Jazzerfront. Schuld war, ich möchte mal sagen, eine längere Erholungsphase, die nach einigen Querelen, nötig war.
Vorgestellt wird: Eventyr von Jan Garbarek und seinen Mitstreitern Nana Vasconcelos und John Abercrombie. Eventyr kommt aus dem dänisch/norwegischen und bedeutet Märchen, mit wenig Fantasie auch zu erkennen die Verwandtschaft mit dem französischem aventure oder dem englischen adventure und das ist ein wirklich passender Name für dieses Album.
Es ist kein klassisches Jazzalbum sondern eher ein Album das der Ambient/Film-Musik zuzuordnen ist, gleichwohl ist es dem Erscheinungsjahr 1981 entsprechend ein sehr zeitgenössisches Jazz-Album. Nachdem im Jazz bis dahin alle konventionellen Spielarten erfunden und erprobt waren musste das Spektrum erweitert werden, indem der Jazz sich emanzipiert, sich mit neuen Ausdrucksformen vermischt und sich in ihnen auflöst, wie auf diesem Album schön zu hören ist. Das Saxophon Jan Garbareks  ist hier dem Orient näher als dem Oxident, vielleicht ist es auch eine Prise Island die mitschwingt. Es ist kein funken Blues in dieser Musik, alles ist sphärisch und gelassen. Wohlige Wärme befindet sich im ständigen Dialog mit nordischer Sachlichkeit. John Abercrombies Gitarrenspiel flirrt vor sich hin, dazu passend die spärliche Percussion von Nana Vasconcelos und ,über all dem schwebend, das Engelssaxophone von Jan Garbarek. Ich bin kein großer Freund von den meist sehr cleanen ECM Aufnahmen, aber in diesem Fall ist den Toningenieuren ein Glanzstück gelungen. Insgesamt ein schönes, eher meditatives Album.
Zu finden ist das Album bei einem Plattenfachhändler für 10-20€ oder, mit etwas Glück, auf dem Flohmarkt am Kanal in Torfmoorholm für 2€.