Sonntag, 25. April 2021

 Grover Washington jr. - Inner City Blues

  Kudu  KU-03 Germany 1972


Wir denken selten an das, was wir haben, aber immer an das was uns fehlt; das hat Schopenhauer mal gesagt. Ein schlauer Kopf war er wohl der Schopenhauer. Das Zitat kam mir heute irgendwie in den Sinn, als ich mal wieder auf der Suche nach neuen Platten im World Wide Web war, ich habs dann dran gegeben und einfach mal wieder Blind ins Plattenregal gegriffen. Herausgefischt habe ich dann "Inner City Blues" von Grover Washington jr.; etwas verstaubt und lange nicht gehört das gute Stück. Leider habe ich sie ohne Cover damals auf dem Flohmarkt erworben; dafür aber recht günstig, für einen Euro oder so. Aber bekanntlich zählen ja die inneren Werte und die haben es in sich. "Inner City Blues" war das erste Solowerk von Tenorsaxophonist Grover Washington jr.. Begleitet wird er von einer Vielzahl toller Studiomusiker, wie z.B. Eric Gale, Richard Tee, Idris Muhammad, Bob James, Ron Carter, Airto Moreira und einer ganzen Heerschar Streichmusikern, die zum Glück dezent im Hintergrund bleiben. Auf der Platte sind ausschliesslich Coverversionen von bekannten Soulsongs zu hören; herausragend sind hierbei die Songs: Inner City Blues, Mercy Mercy me von Marvin Gaye und mein Lieblingssong auf dieser Platte Aint`no Sunshine von Bill Withers. Die Platte ist sehr homogen und brilliant eingespielt, das smoothe Saxofon von Grover ist dabei unaufdringlich und auf den Punkt eingespielt. Insgesamt ist die Platte in einem eingängigen Souljazz Stil gehalten und kann mit guter Sound-und Aufnahmequalität jedes Wohnzimmer der Welt akustisch verschönern. Wirklich eine sehr schöne Scheibe, die ich nicht in meiner Sammlung missen möchte. Für ungeübte Ohren ein guter Einstieg in die Weiten des Jazz. Bei einem Preis bis 10€ würde ich auf dem Flohmarkt nicht lange zögern. 
Diese Platte ist was für Puristen aber nichts für Asketen daher zum Schluss noch ein lustiges Zitat von Nietzsche: Der Asket macht die Tugend zur Not.




Sonntag, 11. April 2021

 Jimmy Smith- The Best Of Jimmy Smith

Verve 2332041 (Reissue 1970)


Eine easy Scheibe für den Sonntag morgen gefällig? Dann wäre eine Empfehlung die vorliegende Best Of von Jimmy Smith. Diese "Best of" greift auf Songs aus den Jahren 1962-1965 zurück. Da Jimmy Smith ein sehr großes Oeuvre zu bieten hat, kann diese sogenannte "Best of" nur eine sehr subjektive Auswahl darstellen. Allerdings ist diese Auswahl nach meinem Empfinden tatsächlich hervorragend ausgesucht; dazu muss ich sagen, dass noch zwei weitere Kompilationen von ihm in meiner Sammlung sind, die doch sehr langweilig daher kommen und bereits für den nächsten Flohmarkt aussortiert wurden.
Auf dieser Platte sind alle Songs von BigBands eingespielt; viele berühmte Jazzmusiker sind dabei zugegen. Es sind überwiegend beschwingte Instrumentals zu hören, Ausnahme ist der von Jimmy Smith selbst eingesungene Song "Got my Mojo working". Die Songs sind durchweg in einer tollen Aufnahmequalität, was den Ohrenschmaus insgesamt erfreulich abrundet. Die vorliegende LP ist aufgrund der gefälligen Harmonien auch eine Empfehlung für Jazzeinsteiger. Meine Ausgabe der LP ist ein sehr gut klingendes Reissue aus Anfang der 70er Jahre. Die Platte findet man eventuell auf dem Flohmarkt in Torfmoorholm und sollte einem, in sehr gutem Zustand, bis zu 10€ wert sein. Von mir gibt es auf jeden Fall eine klare Empfehlung.
P.S. An der Coronafront gibt es nichts Neues: die Inzidenzzahlen im Gülledreieck sind nach wie vor zu hoch; Bekannte, Freunde, Kollegen und Nachbarn sind gereizt, dazu noch ein ziemlich kalter und verregneter Frühling. Summa Summarum geht das Leben beständig seinen öden Weg und die vielbeschworene Resilienz lässt Seele und Geist abstumpfen.










Sonntag, 21. März 2021

Donald Byrd & the 125th Street N.Y.C- Words, Sounds, Colors and Shapes

(Elektra) ELK K 52 427       1982


Corona wütet noch immer; die Inzidenzen steigen wieder und bedeuten neues Unheil für das bevorstehende Osterfest. Immerhin: es bleibt nach wie vor Zeit für die Plattensammlung um beinah Vergessenes aus dem Staub der letzten Jahre hervorzuholen und sich überraschen zu lassen. Eine dieser Überraschungen ist Donald Byrd & the 125th Street N.Y.C.. Für diese Platte hat sich Trompetengenie Donald Byrd mit dem Soulgenie Isaac Hayes zusammengetan; letztgenannter fungiert als Produzent und Songwriter. Die Platte ist ein smoother Jazz-, Soul- und Funkmix. Das lässige Trompetenspiel von Donald Byrd bleibt diskret im Hintergrund und wird umrahmt von geschmeidigen 80`s Elektrosounds; Backround Vocals bieten eine solide Basis. Hin- und wieder ertönt ein vocodierter Leadgesang. Die Keyboardsounds sind, Gott sei Dank, sehr geschmackvoll ausgesucht und dienen einem zeitlosen Gesamtkunstwerk. Das ist wirklich feinster high Quality Jazz/Soulfunk. Tolle Scheibe mit sehr guter Ton/Aufnahmequalität, die eigentlich in jede gut sortierte Jazz/Funk Sammlung gehört. 20€ kann man dafür getrost auf dem Flohmarkt in Torfmoorholm bezahlen; man wird sie dort aber leider nicht finden.







Sonntag, 14. März 2021

The Last Poets

The Prime Time Rhyme Of The Last Poets - Best Of Volume 1


SPOA 21LP 1995


Just zurück von meinem Coronawalk leg ich mal The Last Poets auf. The Last Poets sind eine Truppe afroamerikanischer Musiker, die sich in den 60er Jahren zusammengefunden haben. Sie sind sehr geprägt durch Bürgerrechtsbewegungen bei denen es um die Rechte farbiger Menschen ging. Des Weiteren konvertierten Mitglieder zum Islam und verweigerten den Kriegsdienst in Vietnam. Also eine ziemlich politische Angelegenheit, die großen Einfluss auf den Inhalt der Songtexte oder besser gesagt "Spoken Word" Lyriks hat, die so charakteristisch für The Last Poets sind. Die "Spoken Words" sind musikalisch untermalt mit Jazz- und Soulmelodei, wobei der Rhythmus stark im Vordergrund steht und häufiger nur Bass und Percussion zu hören sind. The Last Poets gehören ohne Frage zu den Urvätern des Rap/HipHops.
Die vorliegende LP ist eine Best Of Compilation, die einen schönen Querschnitt ihres Schaffens darstellt. Am besten gefallen mir die sehr gefälligen drei Songs aus dem Album Chastisment: Jazzoetry, Tribute to Obabi und Bird`s word. Die Scheibe ist auf jeden Fall eine Empfehlung. Unwahrscheinlich, dass man sie auf dem Flohmarkt in Torfmoorholm findet. In einem gut sortierten Plattengeschäft wird sie wahrscheinlich bis zu 20€ kosten.






Sonntag, 7. März 2021

 Chic Corea- My Spanish Heart

1976 Polydor  2669034


An diesem Sonntage widmen wir unsere Andacht dem kürzlich verstorbenen Chic Corea und lauschen dabei seiner 1976 entstandenen Doppel-LP "My Spanish heart". Wie der Titel des Albums erahnen lässt, steht die Musik im Zeichen Spanischer Melodien und Rhythmen, die auf "Coreanische" Art ihre verjazzung finden. Mehr Fusion geht nicht; von Jazzrock sollte aber tunlichst nicht gesprochen werden, da eine (E-) Gitarre gänzlich fehlt und Rock ohne Gitarre kein Rock ist! Einige der damaligen top Studio Musiker tragen dazu bei, dass diese Platte zu einem virtuos eingespielten Stück Musikgeschichte wird; dabei darf die tolle Aufnahmequalität nicht unerwähnt bleiben. Songs wie Love Castle und Armandos`Rumba stechen heraus und gehören in die ewige Schatztruhe der Fusionmusik. Kritikpunkte: hin und wieder ertönt ein etwas überholter Keyboardsound, der etwas billig klingt. Ok, als Doppel-Lp sehr gewagt; ich persönlich würde mir eine Neuauflage nur mit den beiden A-Seiten wünschen. Zuletzt: Herr Corea war Scientology Mitglied- jeder Jeck ist eben anders- aber die Special Thanks an L.Ron.Hubbard müssen angesprochen und bemängelt werden. 

Auf dem Flohmarkt in Torfmoorholm mit etwas Glück zu finden; bis zu Zehn Euronen sollte einem der Spass wert sein.

Was gab es sonst noch an diesem Sonntag: Eine Straße, gesäumt von Einfamilienhäusern und aus jeder Hofausfahrt fuhr, wie auf Kommando, ein SUV nach dem anderen heraus. In diesem Moment dachte ich nur: Mein Gott, ist dieses Autoformat überflüssig. Anschliessend Viele Zäune und Hecken/ viele häßliche Zäune aber keine häßliche Hecke, hmmm, komisch. Noch so eine Beobachtung: Aufgebrochener Briefkasten bei Notunterkunft.








Samstag, 6. März 2021

 Weather Report- I sing the body electric

1972 CBS S64943


Um die düstere und unsichere Coronalage musikalisch zu untermalen kann ich u.a. Weather Reports "I sing the body Electric" empfehlen. Ja, da kommt noch mal richtig Endzeitstimmung auf. Der Titel und das Cover, des 1972 erschienen Albums, führen etwas in die Irre, da man ein sehr elektrisch, keyboardlastiges Album erwartet. Die Platte bietet zwar auch Elektrisches ist aber in der Instrumentierung eher klassischer Jazzrockprägung. Die A Seite beinhaltet Studioaufnahmen und die B Seite einen Ausschnitt aus einem Live-Konzert. Es sind keine konventionellen Kompositionen sondern sehr frei eingespielte Soundteppiche, handgeknüpft und intuitiv mit sehr perkussiven Einschlag. Man hört einen deutlichen Einfluss von "Bitches Brew" heraus, was aber eher angenehm als störend ist. Die Platte ist kein einfacher Hörgenuss. Jeder Song das Gegenteil eines Ohrwurms; genau deshalb mag ich sie. Mit ein bisschen Glück auf dem Flohmarkt in Torfmoorholm zu finden. Bis zu 10€ sind ein guter Preis.





Sonntag, 28. Februar 2021

 John Coltrane- Blue Train

Blue Note ST-46095


Zurück von meinem sonntäglichen Coronaspaziergang verlangt es nach einem frisch aufgebrühten Kaffee und einer passenden Hintergrundmusik. Gewählt habe ich zum Zwecke der musikalischen Entspannung eine lange nicht gehörte Scheibe: John Coltrane "Blue Train". John Coltrane kennt jeder und diese Platte gehört zu den Klassikern, die jeder Jazzfan kennen sollte. Die Platte ist 1957 erschienen; mit von der Partie sind Lee Morgan, Curtis Fuller, Kenny Drew und Philly Joe Jones. Ich verzichte auf viele Worte und empfehle einfach allen Freunden der guten Musik sich diese Hard Bop Platte anzuhören. Bei der vorliegenden Scheibe handelt es sich um ein sehr gut klingendes Reissue aus dem Jahr 1997. Der Händlerpreis liegt bei 30-40€; das Original aus dem Jahr 1957 ist unbezahlbar. 







Sonntag, 3. Januar 2021

The Impressions- Big Sixteen

 The Impressions- Big Sixteen

ABC Records   ABCL5104  1970 1965


Nach langer, sehr langer Zeit melde ich mich aus der Versenkung zurück; Grund: der Vorsatz fürs neue Jahr in 2021 produktiver zu werden und die Corona Lethargie zu besiegen. Bevor ich auf die Platte zu sprechen komme, muss ich noch folgende Begebenheit loswerden: Während eines langen Spazierganges heute morgen, kommen mir zwei Damen mit drei Hunden entgegen. Das Hundetrio bestand aus einem Retriever, einem Schäferhund und einem Zwergpinscher. Auf Höhe der Mensch-Hund Gruppe angekommen, kläffte mich der putzige Zwergpinscher aus vollem Rohr an, worauf ich den Damen in einem nett, jovialen Ton sagte, dass die Kleinsten mal wieder die Lautesten seien. Das war  nett gemeint und gesagt und ich erwartete darauf keine Antwort. Eine der Damen jedoch erwiderte in einem sehr verbitterten, gehässigen und vorwurfsvollen Ton: Der (Hund) ist so laut, weil er schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat. Ziemlich Verdutzt und aufgrund des rauen Tones der Damen persönlich angegriffen, versuchte ich möglichst schnell Abstand zu gewinnen. Nach einigen Metern war mein Puls wieder normal und ich dachte nur: der Hund ist nicht der einzige, der schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hat! Ein paar Meter weiter sah ich dann jemanden der sich nicht traute in einen schmalen Waldweg einzukehren und sehr ängstlich aussah. Ich dachte nur: Die Natur ist nicht gefährlich nur der Mensch ist es. Schön wenn ein Tag so beginnt.

Nun zur Platte: Big Sixteen ist eine sehr schöne Greatest Hits Compilation der Impressions. Erschienen ist die erste Pressung im Jahr 1965, die vorliegende LP ist eine sehr gut klingende Nachpressung aus den 1970er Jahren. Eigentlich möchte ich zu dieser Platte nicht viel sagen, ausser dass ich sie allerwärmstens empfehle. Tolle Arrangements treffen auf einen sehr virtuosen Doo Wop Gesang. Die Songs, die zwischen Soul und Gospel schwanken, sind niemals Laut sondern halten sich dezent und leise in ihrer Feinheit zurück. Auf jeden Fall eine Kaufempfehlung mit voller Punktzahl.